Heute erlaub ich mir ein paar philosophische Gedanken zum Thema Ordnung (Nicht zuletzt deshalb weil ich erst vor zwei Tagen verzweifelt ein bereits fertig vorbereitetes Binding gesucht hab).
Es ist Sonntag morgens, sehr zeitig und einfach noch zu dunkel um schon durch den Garten zu wandern.
Der Kaffee dampft im Häferl, wie bitteschön, sollte man da nicht philosophisch werden.
Also, zum (für mich) leidigen Thema Ordnung.
Ich möchte vorausschicken, dass ich wirklich all jene bewundere, die jedes kleine Stoffresterl gleich in entsprechend akkurate Streifen oder Quadrate schneiden und selbige dann penibel nach Farben und Größen in gut stapelbaren Plastikboxen verstauen. Vom eigentlichen Stoffvorrat ganz zu schweigen. Wenn dann auch noch an mehreren Projekten gleichzeitig gearbeitet werden sollte, weil solche Menschen fangen meist etwas an und machen es in einem Rutsch fertig, bevor sie was Neues beginnen, dann sind diese auch entsprechend zusammengepackt und geschlichtet (Vorlage, Stoff, bereits fertige Teile) archiviert.
Also, ich wiederhole es gern nochmals ausdrücklich: Chapeau, Herrschaften !
Nur bei mir läuft es ganz anders. Ich liebe Schachteln. Und Körbe. Und Holzkisterln. Je mehr davon umso besser.
Je höher sie gestapelt sind desto besser. Und die Schachteln bitteschön aus buntem Karton, vorzugsweise mit Punkten und Blumenranken. Ich hasse durchsichtige Plastikboxen.
Und dann brauch ich noch jede Menge Schubladen und Schränke. Da verschwindet dann der Rest.
Natürlich verstaue auch ich alles, was zu einem Projekt gehört, zusammen in einer Schachtel, einem Korb, etc, etc . . . .
Anfangs zumindest.
Ich kann ja viel, aber nur bei einem Projekt dabeibleiben, das kann ich nicht. Dazu sind die Versuchungen und Verlockungen durch neue Projekte aus den Quiltzeitschriften und -büchern einfach zu groß.
Tja und da nehm ich mir dann schon mal einen Stoff von einem früheren Projekt, für das gerade aktuelle. Wenn ich es dann für's erste nicht mehr brauche, verschwindet es in einer Lade. Oder Kasten.
Und ein weiteres unbestreitbares Talent von mir ist Türme zu bauen. Türme aus Vorlagen, ausgedruckten Mustern, Bildern und Schablonen. Weil manchmal passen die halt nicht in die entsprechende Schachtel. Diese Papierstöße schlichte ich gerne auch immer wieder mal um und sobald Einsturzgefahr besteht, dann wandert der Stapel, erraten, in eine Schublade oder Kastenfach.
Und nun kommt's. Ich hör schon alle Ordnungsfanatiker 'Jaja, na klar, nie und nimmer !' rufen, aaaaaaber, solange dieses, mein Ablagesystem nicht grundlegend verändert wird, finde ich alles wieder.
Nur manchmal, wenn, weil z. B. wichtiger Besuch oder Weihnachten ansteht, diese Ordung rigoros verändert wird, ich sozusagen aufräume, dann wird's schwierig. Echt schwierig. Ich finde nix mehr.
Und dann muss ich suchen und suchen und suchen.
Und dann finde ich Stoffe, Vorlagen und Projekte aus längst vergangenen Zeiten. Und damit mein ich wirklich längst vergangen. Jahre, Jahrzehnte. Ja, ich geb's offen zu. Aber keine Sorge, ich verkneif mir philosophische Gedanken zum Thema 'Fertigmachen' vorerst einmal, denn sonst nimmt dieser Post gar kein Ende mehr.
Und so ist's mir diesem kleinen Quilt 'House on the Hill' gegangen. Er stammt aus der Zeit als ich das Internet entdeckte. Also aus den Neunzigern. Irgendwann steckte ich ihn in ein kleines Seegraskörbchen und im Laufe diverser Aufräumaktionen rutsche es immer tiefer und weiter nach hinten.
Und als ich nun vor einiger Zeit etwas gesucht habe (Nein, nicht das Binding), hab ich dieses Schachterl hervorgefischt und reingeschaut. Und mich gefreut. Denn mir gefiel das was ich bisher zusammengenäht hatte noch immer. Motiv, Farben, Stoffe.
Also hab ich ihn nun fertig genäht.
Das hatte er sich nach all den Jahren verdient. Lustig war für mich auch zu sehen, wie ich damals appliziert hatte und wie großzügig ich damals mit der Genauigkeit umgegangen bin. Also gut, Millimeterfuchserin bin ich bis heute keine, aber es ist doch deutlich besser geworden. Schon deshalb sind so alte Projekte immer noch spannend für mich.
Ich hab auch lange überlegt, wie ich ihn quilten sollte. Spontan wollte ich ihn mit der Hand quilten.
Aber es sollte mein 'House on the Hill' nicht wieder für die nächsten zwanzig Jahre im Seegraskörbchen verschwinden. Daher hab ich mich für ein leicht krakeliges Quilten mit diversen Zierstichen entschieden, so fallen manche Ungenauigkeiten nicht ganz so auf und es passt zum Rest.
Und das kleine, nun leere Seegrasschachterl heb ich erst mal auf, man weiß ja nie, wann ich es wieder brauchen werde . . . . .